Welche Treppe passt am besten in mein Zuhause?

Sarah Müller Sarah Müller
Das Kleine Schwarze, f m b architekten - Norman Binder & Andreas-Thomas Mayer f m b architekten - Norman Binder & Andreas-Thomas Mayer Minimalist corridor, hallway & stairs
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Die architektonische Planung eines Hauses umfasst das Gebäude komplett. Nicht nur die Fassade und die Raumaufteilung wird anhand eines Grundrisses sichtbar, auch die Treppen, über die Etagen später einmal zugänglich sein werden sind ihm eingezeichnet. Auf dem Grundriss sind sie in Draufsicht dargestellt, wobei diese Perspektive gleich Aufschluss darüber gibt, in welcher Form sich die Treppe am Ende tatsächlich zeigen wird. Eine geradläufige Treppe wird sich in einer Aneinanderreihung gleichbleibender Rechtecke darstellen, Spindeltreppen hingegen als Kreise, die in gleichschenklige Elemente aufgeteilt sind. Die Wahl der geeigneten Treppe für das Zuhause ist nicht nur eine optische Entscheidung, sondern auch eine räumliche, denn der Aufbau jedes Treppentyps beansprucht eine andere Fläche für sich. Welche Gestaltungsmöglichkeiten die einzelnen Treppenarten für eure Grundrisse bieten, klären wir in diesem Ideenbuch.

Geradläufige Treppen

Die klassische Form geradläufiger Treppen kommt wohl als Erstes in den Sinn, wenn man sich das Abbild einer Treppe gedanklich vor Augen führt. In gleichbleibendem Höhen-, Längen- und Tiefenmaß verläuft die Aufeinanderfolge der Stufen, die sich in ebenso gleichbleibendem Versatz ihren Weg nach oben beziehungsweise nach unten bahnen. Im Regelfall grenzt dieser Treppentyp an eine Raumwand, die sich über zwei Etagen erstreckt. Um das Maß einer Treppe zu bestimmen, ist deren Gesamthöhe und Tiefe zu beachten. Daraus kann sich bereits die Stufenanzahl oder auch der Neigungswinkel der Treppen ergeben. Den gewünschten Neigungswinkel kann man bei der Konstruktion des Treppenverlaufs ebenfalls als Parameter wählen, wobei die Richtwerte für Anwendungsort und Treppentyp zu beachten sind. Eine gerade Treppe in öffentlichen Gebäuden sollte eine Neigung von 20—30° aufweisen, während innerhalb eines Wohnbereichs Winkel von 30—40° empfohlen werden. Gerade Kellertreppen sind mit einem Neigungswinkel von 40—45° noch etwas steiler und beanspruchen somit in der Architektur am wenigsten Raum. Der Aspekt der Raumgröße eines Treppenaufgangs ist bei Überlegungen zur geradläufigen Treppe ein wichtiges Stichwort. Geht man von Standardmaßen aus, so muss für eine gerade Treppe 11,5 Quadratmeter Raum eingeplant werden. Wer über diese Fläche verfügt, ist mit der Einplanung einer geradläufigen Treppe auf sicherer Seite.

Viertelgewendelte Treppen

Der Aufgang einer viertelgewendelten Treppe ist zweigeteilt. Oftmals erfolgt die Aufteilung in einen kurzen und darauffolgend langen Abschnitt, wobei der kürzere das untere Element dieses Treppentyps darstellt. Auf dem Weg in die obere Etage wird beim Begehen der ersten Stufen sogleich eine scharfe Kurve folgen, die im rechten Winkel den Übergang zu gerade verlaufenden Treppenstufen bildet. Unter Gestaltungsaspekten ist diese Treppenart aus vielerlei Gründen interessant. Die Präsenz einer Treppe dominiert nämlich einen Raum, wirkt als Unterbrechung und dezente Aufforderung zum Ortswechsel innerhalb des Hauses. Mit der Entscheidung für eine viertelwendige Treppe kann diese Wirkung abgeschwächt werden. Bei der Treppengestaltung kann hier ein geschlossenes Geländer als Stilmittel eingesetzt werden, das den Blick auf den Großteil der Stufen verdeckt und nur die ersten wenigen Stufen als Referenz zum Treppenaufgang zeigt. Das Foto unseres Experten zeigt einen viertelwendigen Aufgang mit offenem Gelände, dessen glänzendes Chrom das edle Marmor der Stufen elegant begleitet. Der Raumbedarf dieses Typs liegt mit ungefähr 10 Quadratmetern leicht unter der Angabe von 11,5 Quadratmetern für geradläufige Treppenarten.

Halbgewendelte Treppen

Der Name dieses Treppentyps ist ein unmissverständlicher Hinweis auf den Verlauf seines Aufbaus. Bis zur Hälfte wird man beim Begehen dieser Treppenart in eine Richtung geführt, um dann dank 180° Drehung in entgegengesetzter Richtung nach oben beziehungsweise unten weiterlaufen zu dürfen. Diese Konstruktion hat einen ganz klaren Vorteil – sie spart Platz. Selbst wenn eine halbgewendelte Treppe in 100 Stufen in die nächste Etage führt, wird räumlich nur eine Tiefe benötigt, die 50 Treppenstufen entspricht. Als Mischung zwischen Treppe und Leiter könnte man diesen Typ erachten, bei dem sich quasi gerade Treppen übereinander anordnen, wie es die Sprossen einer Leiter tun. Dass der Treppenaufgang im Bild eine halbgewendelte Treppe darstellt, wird sich dem Nutzer beim ersten Gang nicht sofort erschließen. Eine Zwischenwand trennt die Treppenhälften optisch voneinander, sodass dem Nutzer der bevorstehende Richtungswechsel und weitere Verlauf des Aufgangs nicht sofort ins Auge fällt. Wie das Rechenbeispiel andeutet, benötigt das Format halbgewendelter Treppen wenig Raum, sodass statt den 11,5 Quadratmetern der geradläufigen Treppenart hier nur circa 6 Quadratmeter an Fläche notwendig sind.

Gewendelte Treppen

Gewendelte Treppen werden euch in geschmeidigem Schwung in das nächste Geschoss führen, denn ähnlich der viertelgewendelten Treppe erfolgt hier ein Übergang vom kürzeren zu längeren Aufgang. Dies jedoch nicht über einen harten rechten Winkel oder ein Zwischenpodest, sondern durch eine gleichmäßige Biegung. Dieser langsame Richtungswechsel endet beim Gang nach oben schließlich in einem geraden Treppenverlauf. Auch hier wird durch die Drehung etwas Platz gespart und auch in Sachen Gestaltung ergeben sich für diesen Treppentyp interessante Spielarten. Bei unserem Experten wird der weiche Übergang von einem Geländer begleitet. Wie die Stufen aus dem Material Holz gefertigt, bilden Handlauf und Treppe einen angenehmen Kontrast zu dem Weiß der angrenzenden Wände.

Bogentreppen

Selten sieht man Bogentreppen in modernen Architekturen. Die Anmut der Bewegungsrichtung, die zu weitem Radius ausholt, um die Nutzer von oben nach unten oder umgekehrt von unten nach oben zu führen, ist besonders von Altbauten vertraut. In Wohnhäusern der Gründerzeit und der Jugendstil Epoche findet man Bogentreppen gerne im Treppenhaus als Verbindungsstück zwischen Etagenwohnungen. Auch alten Villen ist dieser Treppentyp oftmals verbaut, wo besonders breite Stufen in ausladendem Schwung von Geschoss zu Geschoss führen. Hält man sich hierbei jedoch an weniger breite Treppenstufen mit einem Mindestmaß von 90 Zentimetern, schrumpft die benötigte Fläche für eine Bogentreppe auf circa 7 Quadratmeter.

Wendeltreppen

Etwas moderner als die zuvor beschriebene Bogentreppe werden Wendeltreppen im neuen Zuhause wirken. Auf dem Grundriss wird sich dieser Treppentyp als Kreis zeigen, der in viele gleiche Segmente unterteilt ist. Ebenso wie dieser Kreis, wird sich auch die Wendeltreppe in einem 360° Radius um die eigene Achse winden und die Form einer Spirale nachbilden. Die Gestalt dieser Treppenart ist für eine freie Platzierung im Raum prädestiniert und kommt auf diese Weise als attraktive Lösung für Treppenaufgänge bestens zur Geltung. Auch hier ist die Raumgröße bei Planungen zu berücksichtigen, die im Fall der Wendeltreppe bei knappen 8 Quadratmetern beginnt.

Bausatztreppen

Der Einbau von Bausatztreppen ins Eigenheim erfordert keine große Ingenieurskunst. Jedenfalls nicht von den Bauherren! Denn von einer Vielzahl an Anbietern können diese kompakten Treppen gekauft werden, die montagefertig geliefert und schließlich händisch zusammengebaut werden. Bausatztreppen werden beispielsweise gerne in Wohnzimmer eingebaut, denen nachträglich eine Empore eingebaut wurde oder führen geradewegs auf den Dachboden. Noch mehr gibt es über Treppen zu erfahren, zum Beispiel durch dieses Ideenbuch.

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